Mit insgesamt 70 Sportarten und Bewegungsformen begeisterte die „Erlebniswelt Sport“ seit 16 Jahren Grund- und Mittelschüler/innen aus ganz Südtirol. Alle Schüler/innen, die am Projekt teilgenommen haben, hatten dabei die Möglichkeit, sich aktiv am Geschehen zu beteiligen und neue Sportarten und Bewegungsformen kennenzulernen sowie auszuprobieren. Im Fokus der Aufmerksamkeit stand nicht die Ermittlung der/des Besten oder Schnellsten, sondern die Körper- und Bewegungserfahrung, das Erlebnis in der Gemeinschaft und die Freude an der Bewegung. Es war ein heiteres Ausprobieren und Erkunden, ein freudvolles Erleben und Erfahren, und Mehrere haben durch die Begeisterung auch das Interesse für die Weiterführung einer bestimmten Sportart entdeckt. Ein großes Team von professionellen und ehrenamtlichen Trainer/innen zeigte viel Engagement, Ausdauer und pädagogische Kompetenz beim Erklären und Vermitteln der jeweiligen Bewegungsform. Das bunte und abwechslungsreiche Angebot war zudem eine Ergänzung zum schulischen Bewegungsangebot, das im Rahmen des Unterrichts in dieser Form nicht dargeboten werden konnte. In 16 Jahren nahmen an der „Erlebniswelt Sport“ mehr als 27.000 Schüler/innen teil.
Im Sinne der Prävention
In einer Zeit, die sich mit Phänomenen wie Übergewicht, Bewegungsmangel, psychischen Belastungen und exzessiver Mediennutzung auseinandersetzen muss, ist die Förderung des Breitensports und die größtmögliche Öffnung der Sportstätten für Amateursportvereine eine wichtige Maßnahme zur Freizeitgestaltung und Gesundheitsförderung. Regelmäßige Bewegung ist für die Gesamtentwicklung im Kindes- und Jugendalter (und auch noch darüber hinaus) von grundsätzlicher Bedeutung. Sie hat einen positiven Einfluss auf unser Körper- und Selbstbewusstsein, sie stärkt unser Immunsystem und steigert unsere Fitness. Durch körperliche Aktivität kann Stress abgebaut und ein Gefühl der Entspannung herbeigeführt werden. Bewegung ist somit ein wertvolles Werkzeug bei der Selbst- und Emotionsregulation. Darüber hinaus haben Bewegung, Spiel und Sport auch einen verbindenden Charakter und eine gemeinschaftsbindende Kraft. Soziale Grundhaltungen wie Solidarität, Toleranz, Hilfsbereitschaft, Teamgeist, Konfliktfähigkeit und Kommunikationsbereitschaft können im Sport geübt, gelebt und vermittelt werden. Der Transfer von ethischen Prinzipien und gesundheitlichen Verhaltensweisen auf andere Lebensbereiche ist als pädagogische, gesundheitsfördernde und suchtpräventive Möglichkeit zu sehen.
Erstmals startete die „Erlebniswelt Sport“ im Jahr 2004 als eine Sportveranstaltung, die mit der Idee entstanden ist, den erlebnis- und erfahrungsorientierten Sport in den Mittelpunkt zu stellen. Sie war keine Sportveranstaltung im klassischen Sinne, sondern bot vielmehr die Möglichkeit, verschiedenste Sportarten und Bewegungsformen einen Vormittag lang auszuprobieren und kennenzulernen. Im Vordergrund standen Freude und Teilhabe an Bewegung, Spiel und Sport - und nicht der sportliche Wettbewerb.
Drei große Ziele wurden angestrebt:
- Möglichkeit für Schüler/innen der Grund- und Mittelschulen Sportarten und Bewegungsformen kennen zu lernen, die sonst in dieser Vielfalt den einzelnen Schüler/innen nicht unbedingt zugänglich sind oder auch nicht im Rahmen des schulischen Bewegungsangebotes zur Verfügung stehen,
- Förderung von Lust und Freude an sportlichen Aktivitäten bei Kindern und Jugendlichen, und zwar im Sinne einer nicht wettbewerbsorientierten, sondern einer persönlichkeitsfördernden und gesundheitsförderlichen Maßnahme,
- Sensibilisierung der Lehrpersonen und Trainer/innen für sportliche Aktivitäten im Sinne einer persönlichkeitsfördernden, gesundheitsförderlichen und nicht wettbewerbsorientierten Maßnahme.
Das Event
Die „Erlebniswelt Sport“ fand in 16 Jahren an vier Standorten zu je zwei Tagen (jeweils von 9:00 -12:15 Uhr) insgesamt 75 Mal statt. Die erste Austragung fand 2004 in Bozen statt – auf den Talferwiesen, den Schulsportanlagen, dem Baseballfeld und dem Campo Righi. Im Laufe der Jahre kamen drei weitere Austragungsorte hinzu:
Mals, seit 2006 – auf dem Sportplatz, in den Sportstätten und auf dem Gelände des Oberschulzentrums und der Mittelschule Mals
Brixen, seit 2008 – auf den Sportanlagen und in den Hallen der Sportzone Süd und in den Turnhallen der LBS Tschuggmall und der Fachoberschule für Wirtschaft, Grafik und Kommunikation
Meran, seit 2017 – in der Kletter-, Schwimm- und Eishalle der Meranarena sowie im Tennispark
Die Teilnahme an der Veranstaltung war Grundschüler/innen der 3., 4. und 5. Klasse und Mittelschüler/innen der 1. Klasse vorbehalten. Im Jahr 2008 wurden in Mals auch die Berufsschulen in das Projekt miteinbezogen. Bei der Anmeldung der Klassen konnten die Lehrpersonen drei verschiedene Sportarten und Bewegungsformen auswählen. Am Tag der Veranstaltung hatten die Schüler/innen dann die Möglichkeit, diese, in Einheiten von 50 Minuten, kennenzulernen und auszuprobieren.
Im Laufe der 16 Jahre wurden insgesamt 70 verschiedene Sportarten und Bewegungsformen angeboten. Hier eine Übersicht:
Tischtennis, Badminton, Tennis, Orientierungslauf, Klettern, Slackline, Gleitschirmfliegen, Bogenschießen, Sportschießen, Target Sprint, Kunstturnen, Zirkus-Artistik, Luftakrobatik, Rope Skipping, Airtrack, Fechten, Judo, Yoseikan Budo, Taekwondo, Ranggln, Karate, Aerobic/Tae-Bo, Brennball, Rugby, Faustball, Baseball, Basketball, Volleyball, Fußball, Handball, Floorball, Ballo Ballone, Street Racket, Radsport, BMX, Tai Chi, Shaolin Qi Gong, Yoga, Life Kinetik, Tischfußball, Ultimate Frisbee, Triathlon, Leichtathletik, Grasburg, Spieleolympiade, Schulhofspiele, Skateboard, Inline Skating, Sports4Peace, Hip Hop, Modern Dance, Ausdruckstanz, Breackdance, Dance 4 fun, Variety Dance, Step Dance, Golf, Rodeln, Kegeln, Boccia, Speedello, Nordic Walking, Wasserball, Kanusport, Schwimmen, Eislaufen, Eishockey, Sport für Körperbehinderte, Sport für Sehbehinderte und Blinde, Fühlen wie es schmeckt.
Unterstützt, gefördert, getragen und erhalten wurde die „Erlebniswelt Sport“ seit Anbeginn von zahlreichen Partnern. Die gute und reibungslose Zusammenarbeit ermöglichte die jährliche Austragung der Sportveranstaltung.
Unser Dank geht an:
die Abteilung Gesundheitswesen der Autonomen Provinz Bozen
die über die Jahre jeweils zuständigen Landesräte für Gesundheit – Richard Theiner, Martha Stocker, Thomas Widmann
die über die Jahre jeweils zuständigen Schullandesräte – †Otto Saurer, Luisa Gnecchi, Florian Mussner, Christian Tommasini, Philipp Achammer
die über die Jahre jeweils zuständigen Schulamtsleiter – Peter Höllrigl, Bruna Visintin Rauzi, Roland Verra, Nicoletta Minnei, Sigrun Falkensteiner, Gustav Tschenett
das Deutsche Schulamt – Pädagogische Abteilung – Fachdidaktik Sport
das Italienische Schulamt – servizio sport scolastico
das Amt für Schulfinanzierung – Sportzone Talfer
das Ladinisches Schulamt
die Gemeinden Bozen, Brixen und Meran
die Dienststelle für Sport Gemeinde Bozen
das Amt für Sport und Freizeit Gemeinde Brixen
das Amt für Sport Provinz Bozen
die Sporthilfe Südtirol
den Verband der Südtiroler Sportvereine (VSS)
die Unione Italiana Sport per tutti (UISP)
die Unione Società Sportive Altoatesine (USSA)
das Comitato Olimpico Nazionale Italiano (CONI)
die Sportoberschule Mals, unter der koordinativen Leitung von Roland Brenner und Veit Angerer gemeinsam mit ihrem Trainer/innen-Team
das Sportgymnasium Sterzing, unter der koordinativen Leitung von Werner Holzer gemeinsam mit Sportoberschüler/inne/n im Sinne der Peer-Education
die Meranarena – Schwimm-, Kletter- und Eishalle sowie Tennispark
den Verein Reitzentrum Meran
das Weiße Kreuz (Bozen, Brixen, Meran, Mals)
die Stadtpolizei Bozen und Brixen
die Stadtgärtnerei Bozen
die Landesberufsschule Tschuggmall
die Fachoberschule für Wirtschaft, Grafik und Kommunikation
die Medienpartner – RAI Südtirol, ORF - Redaktion Südtirol Heute, Video Bolzano 33, Alto Adige TV, SDF TV, Tageszeitungen Dolomiten, Alto Adige und Corriere dell'Alto Adige, Monatszeitschrift Brixner, Wochenzeitungen Der Vinschger und Vinschger Wind, Radio Südtirol 1, Radio Grüne Welle, Radio Die neue Antenne, Radio RMI, Stol
und an alle Vereine und Trainer/innen, die tatkräftig und mit viel Einsatz mitgewirkt haben:
Verein für Kinderspielplätze und Erholung (VKE)
Alpenverein Südtirol (AVS Bozen, Meran, Brixen, Vahrn)
ASV Tramin Tischtennis
ASV Olympic Taekwondo Bozen
ASV Rainbow Bogensport Ritten
Baseball Club Bozen – Pool 77
Karate Club Leifers
Accademyc Dance Bozen
Sportschützen Auer
Sudtirolo Rugby
ARCAS Judo Bozen
Fechtclub Bozen
Societá ginnastica Atesina Bozen
SLAM – Spazio Laboratorio Arte Movimento
BBQ Volley ASV Bozen
GOATS Ultimate Frisbee Bozen
SSV Bozen (Badminton, Diamante Floorball, Faustball, Volleyball)
Friedens- und Integrationsprojekt „Sports4Peace“
Südtiroler Rangglerverband
ASV Eppan Kunstturnen
Italienischer Leichtathletikverband – Fidal Bolzano
Läuferclub Bozen
Skateplaza Bozen
Academy of streetdefense
Arteviva Cooperativa
Animativa
BMX Team Bozen
Centro Tennis USSA
Schwimmclub Brixen
SSV Brixen (Badminton, Handball, Leichtathletik, Yoseikan Budo, Fußball)
ASV Sportschützen Latzfons
Black Eagles Rugby
Tennis Brixen Bressanone
ASV Taekwondo Brixen
Dynamic Dance Brixen
Fachschule für Land- und Hauswirtschaft Salern
Karate Club Brixen
ASV Mals (Tennis, Badminton, Yoseikan Budo)
Bogenverein Venostarc 3D
Golfclub Vinschgau
Sportclub Meran (Orientierungslauf, Schwimmen, Kanusport, Eiskunstlauf, Radsport, Turnen, Yoseikan Budo, Triathlon, Tischtennis)
Associazione Sportiva Merano (Schwimmen, Wasserball)
Tanzsportverein Lunika Meran
Ice Club Meran
Hockey Club Meran
Tennis Club Meran
Merano Rugby Academy
Charly Basket Meran
Yoga: Christian Franceschini, Sabine Stefani, Elisabeth Mair, Markus Dorfmann, Monika Seebacher
Tai Chi: Karsten Kosswig
Shaolin Qi Gong: Marion Gruber
Förderung des Breitensports im Kindes- und Jugendalter
Neben den jährlich ausgetragenen Sportveranstaltungen wurden zusätzliche Maßnahmen gesetzt, um über die Relevanz von regelmäßiger Bewegung im Kindes- und Jugendalter sowie über einen sinnvollen Umgang mit Leistung und Wettbewerb in Schule und Sportverein zu informieren und diskutieren. So wurden – in Zusammenarbeit mit dem VSS und dem Familienverband – landesweit eine Reihe von Vorträgen und Diskussionsabenden zu den Themen „Leistung und Leistungsdruck in Schule und Freizeit“ sowie „Leistungssport versus Breitensport“ organisiert. Es referierten die zwei Sportpsychologinnen und ehemaligen Leistungssportlerinnen Monika Niederstätter und Heike Torggler. Sie berichteten unter anderem auch von ihren persönlichen Erfahrungen im Leistungssport und dem Umgang mit jahrelangem Leistungsdruck. Beleuchtet wurden dabei sowohl die schönen Seiten als auch die Gefahren, die Leistungssport und Leistungsdruck mit sich bringen. Zu starke Leistungsorientierung und frühe Spezialisierung führen dazu, dass Jugendliche spätestens im Alter zwischen 12 und 16 Jahren dem Sport und der Bewegung vielfach ablehnend gegenüberstehen, wobei gerade in diesem Alter eine Einbindung in eine Gruppe oder eine sportliche bzw. musische Aktivität besonders wichtig wären. Studien belegen inzwischen, dass immer weniger Kinder und Jugendliche den zeit- und trainingsintensiven Leistungssport suchen. Auch von Seiten der Trainer/innen wurde diese Tendenz bestätigt. Umso wichtiger ist es, ein ausgewogenes Angebot zwischen wettkampforientiertem und wettbewerbsneutralem Sport zu gewährleisten, sodass für alle Kinder und Jugendliche Voraussetzungen geschaffen werden, entsprechend ihren Neigungen und Fähigkeiten, sportlich aktiv zu werden. Hier sollten vor allem die Kriterien und Variablen bei der Vergabe von Beiträgen und Beihilfen durch das Amt für Sport des Landes überdacht werden, denn die Förderung des Breitensports sollte den gleichen Stellenwert wie die Förderung des Spitzensports haben. Neben Medaillen und Erfolgen sollten Vielseitigkeit und Bewegungsvielfalt anerkannt, wertgeschätzt und gefördert werden – vor allem im Kindesalter.
Fazit
Die „Erlebniswelt Sport“ hat versucht, mit ihrer Botschaft zur Förderung des Breitensports ein klares Zeichen zu setzen. Inwiefern jedoch die Grundidee, den Breitensport aufzuwerten und den wettbewerbsorientierten Sport als dominierendes Angebot zu relativieren, tatsächlich nachhaltig Wirkung gezeigt hat, ist fraglich. Die „Erlebniswelt Sport“ ging von der Annahme aus, dass sie durch ihren Eventcharakter eine Initialzündung geben könne, um die Grundhaltung für die massive Stärkung des Breitensports im Kindes- und Jugendalter zu verankern. Die Erlebnisse und Erfahrungen an den Projekttagen sollten in den Alltag ausstrahlen. Diese Dynamik blieb jedoch offensichtlich aus, überraschenderweise auch gegen die Erwartungen aus der begleitenden Evaluation, in der jedes Jahr eine hohe Zufriedenheit sowohl bei den teilnehmenden Trainer/inne/n als auch bei den Lehrpersonen zum Ausdruck gekommen war. Letztlich ist die „Erlebniswelt Sport“ eine gut besuchte und gefragte Einzel-Veranstaltung geblieben.
Das Forum Prävention beendet die Projektsteuerung und -organisation der Erlebniswelt Sport wegen einer Veränderung seiner inhaltlichen Schwerpunktsetzung, einer zukünftig anderen Zuteilung der Personalressourcen und nicht zuletzt auch wegen den allgemein schwierigen Bedingungen aufgrund von Covid-19.
Es liegt nun in der Hand anderer Personen, Vereine und Entscheidungsträger, ob auch weiterhin – und hoffentlich mehr denn je – Bewegung und Sport für ALLE ermöglicht wird, insbesondere für jene Kinder und Jugendliche, die zwar bewegungsfreudig, aber weder Talent noch Ambitionen für höhere Leistungen im Sport mitbringen, und die weder das Interesse noch die Voraussetzungen besitzen, am Leistungssportsystem teilzunehmen. ALLE sollen die Chance auf regelmäßige Bewegung mit Sportlehrer/inne/n oder qualifizierten Trainer/inne/n haben.
September 2020