Was macht Nikotin im Gehirn?
Was macht Nikotin im Gehirn?
Nikotin erreicht beim Inhalieren von Tabakrauch bereits nach 7 bis 10 Sekunden das Gehirn und dockt an den Acetylcholin-Rezeptoren an. Azetylcholin ist ein Neurotransmitter, der sowohl im zentralen wie auch im peripheren Nervensystem vorkommt. Es spielt eine Rolle bei der Erregungsübertragung von Nerven auf Muskeln und für die Erhöhung der Aufmerksamkeit, das Lernen und Erinnern. Der Effekt von Nikotin auf die Azetylcholin-Rezeptoren ist allerdings wesentlich stärker als der des körpereigenen Acetylcholins. Wer zum ersten Mal Nikotin konsumiert kann daher Übelkeit und Schwindel verspüren. Bei regelmäßigem Tabakkonsum wird die „Empfindlichkeit“ der Nervenzellen dem Nikotin gegenüber weniger. Wenn die Zufuhr von Nikotin aufhört, wird ein Verlangen nach neuerlichem Nikotin spürbar, weil die Wirkung des körpereigenen Acetylcholins nun zu gering geworden ist. Man ist nikotinabhängig geworden.
Kurze Geschichte der Tabakpflanze
Kurze Geschichte der Tabakpflanze
Gegen Ende des 15. Jahrhunderts brachten spanische Eroberer die Tabakpflanze aus Südamerika nach Südeuropa. Die Tabakpflanze wurde nach Jean Nicot, der sie in Frankreich einführte, mit der botanischen Bezeichnung »Nicotiana tabacum« benannt und der wichtigste chemisch isolierte Wirkstoff der Tabakpflanze wurde als »Nikotin « bezeichnet.
Das Tabakrauchen verbreitete sich in Europa und auch in Italien sehr rasch. Kauen, Schnupfen und Pfeifenrauchen waren die dominierenden Konsumformen bis ins 19. Jahrhundert. Zwei große Neuerungen auf dem Tabakwarenmarkt, die Zigarren und besonders die Zigaretten, führten zu einer »Veralltäglichung« des Rauchens. Die leicht zugängliche und schnell konsumierbare Zigarette setzte sich am Anfang des 20. Jahrhunderts bei erwachsenen Männern als relativ billiges Genussmittel und Zeichen modernen Lebens durch. Wenig später griffen auch immer mehr Frauen und Jugendliche – angespornt durch die Werbung der boomenden Zigarettenindustrie – nach der Zigarette.
Erst vor etwa 50 Jahren geriet die gesellschaftliche Norm des Rauchens ins Wanken, als sich das medizinische Wissen über die Schädlichkeit des Tabakkonsums durchzusetzen begann. Besonders die aus den Vereinigten Staaten stammenden Erkenntnisse des erhöhten Lungenkrebsrisikos (Terry-Report 1964) und anderer Gesundheitsschädigungen (insbesondere Herz-Kreislauf-Erkrankungen) durch Zigarettenkonsum lösten auch in Europa ein Problembewusstsein und einen Rückgang des Rauchens in bestimmten Bevölkerungsgruppen aus.
Der lange Zeit als Genussmittel angesehene Tabak wird heute in der Gesellschaft vorwiegend als Suchtmittel betrachtet. Dazu haben in Europa auch neue Richtlinien beigetragen, die irreführende oder verharmlosende Produktwerbung und -bezeichnungen verbieten.
Zigaretten, Zigarren, Pfeife und Wasserpfeife
Tabak wird in unterschiedlichen Formen verkauft. Die verbreitetste Form sind die industriell hergestellten Zigaretten, die aus geschnittenem Tabak, einem Filter und Tabakpapier bestehen. Der Zigarettentabak wird chemisch behandelt, um Geschmack und Wirkung zu beeinflussen.
Geschnittener Tabak wird auch als loser Tabak zum Selberrollen von Zigaretten verkauft (hier auch als „Wuzeltabak“ bekannt). Je nach Konsumvorliebe werden die gerollten Zigaretten mit oder ohne Filter versehen. Beworben wird bei solchem Tabak manchmal auch, er sei „ohne Zusatzstoffe“, wodurch der trügerische Anschein entsteht, er sei weniger schädlich.
Zigarren bestehen in der Regel aus gerollten Tabakblättern und sind in verschiedenen Größen und Formen erhältlich (Zigarren, Zigarillos). Der Rauch wird in der Regel nicht inhaliert, sondern gepafft.
Ebenso wird Rauch des Tabaks, der in der Pfeife (geschnittener Tabak) geraucht wird, nicht inhaliert.
Der Tabak der Wasserpfeife hat eine andere Konsistenz als der Zigaretten- oder Pfeifentabak. Er ist klebriger und häufig aromatisiert. Viele Menschen sind der Meinung, dass das Rauchen von Tabak in der Wasserpfeife weniger schädlich sei, weil das Wasser die Schadstoffe aus dem Rauch herausfiltere. Das stimmt aber nicht.
Elektronische Zigarette
In den letzten Jahren hat sich das Inhalieren von Dampf, der in einer „elektronischen Zigarette“ erzeugt wird, als eine neue Konsumform etabliert („Dampfen“). Über einen elektro-chemischen Prozess wird in der elektronischen Zigarette aus einem Liquid ein gasförmiges Dampfgemisch erzeugt, das – ähnlich wie beim Rauchen von Tabak – inhaliert wird. Die Liquids können Nikotin enthalten oder auch nicht. Zudem gibt es sie mit verschiedenen Aromen.
Die Meinungen über den Konsum von elektronischen Zigaretten gehen auseinander. Klar ist, dass man mit nikotinhaltigem Liquid dem Körper über den Dampf Nikotin zuführt und dieses dann im biochemischen Kreislauf des Gehirns wirkt. Was die langfristigen Folgen angeht, kann man im Moment wohl davon ausgehen, dass die gesundheitsschädigenden Auswirkungen geringer sind als beim Inhalieren von Tabakrauch – doch für verbindliche Aussagen ist das Wissen darüber noch zu gering.
Snus, Makla, Schnupftabak
Es gibt weitere Arten von Tabak, die rauchlos konsumiert werden können. Dazu gehören traditionell Schnupftabak und Kautabak, aber auch Oraltabak wie Snus und Makla. Letztere werden entweder in kleinen Säckchen abgepackt oder in Form von kleinen gerollten Kügelchen in den Mund (unter die Zunge oder unter die Lippe) gesteckt, wo das Nikotin dann über die Mundschleimhaut aufgenommen wird.