Religion, Ethnie und Kultur haben nicht für alle den gleichen Stellenwert, genauso wenig werden sie von allen gleich ausgelebt. Die verschiedenen Mitglieder einer Religionsgemeinschaft müssen ihrem Glauben nicht unbedingt dieselbe Bedeutung geben, dieselbe Weltanschauung teilen oder gar die gleichen Verhaltensweisen haben.
Feindseligkeiten gegenüber Menschen, die dem jüdischen Glauben angehören, bzw. kulturell oder gesellschaftlich mit dem Judentum verbunden sind, bezeichnet man als Antisemitismus. Als antisemitische Diskriminierung werden somit alle Verhaltensweisen sowie strukturellen und institutionellen Gegebenheiten beschrieben, die jüdische Menschen abwerten, verletzen oder auf andere Weise benachteiligen.
Im Gegensatz zum Rassismus wird im Antisemitismus, die betroffene Gruppe nicht als minderwertig, sondern vielmehr als gefährlich angesehen. Im Mittelalter wurden Juden und Jüdinnen für die Kreuzigung Jesu, genauso wie für die Pest oder das Verschwinden von Kindern verantwortlich gemacht. Da sie damals aufgrund der Vorherrschaft der christlichen Zünfte kaum Zugang zu Handwerksberufen hatten und den Christen Geldverleihgeschäfte mit Zinsen verboten waren, verdienten viele jüdische Personen ihren Lebensunterhalt im Handel und Geldverleih. Der Neid auf ihre Verdienste führte dazu, dass sie als habgierig, machtsüchtig und verlogen beschimpft wurden. Diese jahrhundertealten Zuschreibungen haben immer wieder zu Verfolgungen geführt. Die Nationalsozialisten trieben diesen Hass auf die Spitze, als sie im Holocaust um die 6 Millionen Menschen töteten. Viele Vorurteile zeigen sich heute noch in Form von Witzen und Verschwörungstheorien. In weiterer Folge können sie auch zur Zerstörung von Synagogen sowie Gedenkstätten und sogar zu körperlicher Gewalt führen.
Antisemitische Diskriminierung lebt nicht nur in rechtsextremen Kreisen, sondern ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, das viele betrifft.