Haben wir ein gestörtes Körperbild?
Der Körper wird in unserer Zeit nicht mehr als Schicksal und genetische Gegebenheit erfahren, sondern als Fläche der aktiven Gestaltung. Die Wissenschaft widerlegt diese Überzeugung. Körper sind nicht machbar, Körperformen sind einzigartig und verschieden. Dem medialen und gesellschaftlichen Schönheitsideal mit langen und schlanken Beinen, einer geraden Nase und flachem Bauch für Frauen, oder mit großer Statur, breiten Schultern und Sixpack für Männer, entsprechen nur die wenigsten.
Und trotzdem setzt die Vorstellung, einer vermeintlichen Perfektion entsprechen zu müssen, vor allem junge Menschen unter Druck. 23% der europäischen Mädchen gehen nicht ins Schwimmbad, weil sie sich in ihrem Körper schämen, steht in der Dove Global Study von 2010. Sich in Bikini zu zeigen, bedeutet für viele, zugeben zu müssen, dass sie keinen perfekten Körper haben.
Gefahren der Medien und vermitteltem Schönheitsbild
Wenn wir das Bild einer Person, die uns gefällt oder die viele Likes bekommt, betrachten, kreisen die Gedanken automatisch um jene Makel, die uns von der abgebildeten Person unterscheiden. Zwar wissen wir, dass die vermeintlich perfekten Körperbilder in den sozialen Netzwerken retuschiert sind, aber das Wissen nützt nichts. Rance Crain, Chefredakteur der Zeitschrift Advertising Age erklärt, dass jede Werbung und Propaganda nur zu 8% bewusst verarbeitet wird. Der größte Teil erreicht unser Gehirn ungefiltert und unbewusst. Die große Macht der Werbung sind somit die Bilder, die sie uns zeigt. Allein auf Instagram werden täglich 80 Millionen Bilder veröffentlicht.
Problematisch wird es, wenn anstatt der erhofften Likes vernichtende und abwertende (negative) Kommentare auf ein gepostetes Bild folgen. Bodyshaming verstärkt Minderwertigkeitskomplexe und gibt dem Schönheitswahn eine immense Kraft.
Besonders junge Mädchen neigen dazu, ihren zuvor bereits niedrigen Selbstwert über das Aussehen, das gesellschaftlich und kulturell definiert wird, zu stärken. Um gegen Bodyshaming und der gefährlichen Spirale des Schönheitswahns anzukämpfen, müssen diese Grundmuster durchbrochen und verschiedene Ideale aufgezeigt werden.