Bodyshaming: Der Einfluss von Gesellschaft und sozialen Medien

Info 9.4.2021 Facebook Teilen
Frauen im Bikini mit unterschiedlichen Körperformen

freepic

Was ist Bodyshaming?

Der derzeitige Körperkult und Schönheitswahn, der Werbeplakate, Zeitschriften und soziale Medien prägt, setzt besonders junge Mädchen und Jungs unter großen Druck und nährt ein Phänomen, das unter dem englischen Namen Bodyshaming bekannt ist. Bodyshaming meint jegliche Form von Diskriminierung, Beleidigung, Mobbing oder Demütigung aufgrund des äußeren Erscheinungsbildes einer Person. Wird eine Person wegen ihres Aussehens beleidigt, tut das sehr weh und kann die betroffene Person an ihre physischen und psychischen Grenzen bringen. 
 

Der Beitrag der Gesellschaft

Es geht nun nicht mehr um das Wohlfühlen im eigenen Körper und in den eigenen vier Wänden, denn da fühlen sich die meisten auch unfrisiert und mit einer ausgeleierten Jogginghose wohl. Es geht vielmehr um das Wohlfühlen in der Gesellschaft, die mit Bildern und (negativen) Kommentaren bestimmt, was sie als schön und erstrebenswert erachtet. Attraktive, erfolgreiche Menschen haben einen schlanken und fitten Körper - Männer achten dabei eher auf die gut definierte Muskulatur, Frauen auf die schlanke Bikinifigur. Durch solche Bilder wird uns ständig vermittelt, dass es eine Figur gibt, die besser als andere ist und wenn wir diese nicht haben, dann ist irgendwas falsch an uns. Die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper nimmt zu.
Menschen zeigen mit dem Finger auf eine Person (@freepic)

Haben wir ein gestörtes Körperbild?

Der Körper wird in unserer Zeit nicht mehr als Schicksal und genetische Gegebenheit erfahren, sondern als Fläche der aktiven Gestaltung. Die Wissenschaft widerlegt diese Überzeugung. Körper sind nicht machbar, Körperformen sind einzigartig und verschieden. Dem medialen und gesellschaftlichen Schönheitsideal mit langen und schlanken Beinen, einer geraden Nase und flachem Bauch für Frauen, oder mit großer Statur, breiten Schultern und Sixpack für Männer, entsprechen nur die wenigsten.

Und trotzdem setzt die Vorstellung, einer vermeintlichen Perfektion entsprechen zu müssen, vor allem junge Menschen unter Druck. 23% der europäischen Mädchen gehen nicht ins Schwimmbad, weil sie sich in ihrem Körper schämen, steht in der Dove Global Study von 2010. Sich in Bikini zu zeigen, bedeutet für viele, zugeben zu müssen, dass sie keinen perfekten Körper haben.
Frauen mit verschiedenen Körpern (@unsplash)
Der Einfluss dieser Idealbilder spiegelt sich auch in der Wahrnehmung der Mädchen in Südtirol wider. Jedes dritte der befragten Mädchen zwischen 11 und 25 Jahren fühlt sich zu dick, obwohl weniger als 7% tatsächlich übergewichtig ist. Ein Drittel der 15jährigen Mädchen hat bereits eine Diät zum Abnehmen gemacht. (HBSC Studie 2018 und Jugendstudie 2016). Auch den Jungs wird in den sozialen Medien ein perfekter Körper präsentiert, den jeder haben kann, wenn er es nur fest genug will und hart trainiert.
 
Ob die Gesellschaft, vielfach über die sozialen Netzwerke verbreitet, ein gestörtes Körperbild vermittelt, kann somit wohl mit ja beantwortet werden.

Gefahren der Medien und vermitteltem Schönheitsbild

Wenn wir das Bild einer Person, die uns gefällt oder die viele Likes bekommt, betrachten, kreisen die Gedanken automatisch um jene Makel, die uns von der abgebildeten Person unterscheiden. Zwar wissen wir, dass die vermeintlich perfekten Körperbilder in den sozialen Netzwerken retuschiert sind, aber das Wissen nützt nichts. Rance Crain, Chefredakteur der Zeitschrift Advertising Age erklärt, dass jede Werbung und Propaganda nur zu 8% bewusst verarbeitet wird. Der größte Teil erreicht unser Gehirn ungefiltert und unbewusst. Die große Macht der Werbung sind somit die Bilder, die sie uns zeigt. Allein auf Instagram werden täglich 80 Millionen Bilder veröffentlicht.
 
Problematisch wird es, wenn anstatt der erhofften Likes vernichtende und abwertende (negative) Kommentare auf ein gepostetes Bild folgen. Bodyshaming verstärkt Minderwertigkeitskomplexe und gibt dem Schönheitswahn eine immense Kraft.
Besonders junge Mädchen neigen dazu, ihren zuvor bereits niedrigen Selbstwert über das Aussehen, das gesellschaftlich und kulturell definiert wird, zu stärken. Um gegen Bodyshaming und der gefährlichen Spirale des Schönheitswahns anzukämpfen, müssen diese Grundmuster durchbrochen und verschiedene Ideale aufgezeigt werden. 
Lachende Frauen (@unsplash)

Für ein positives Körperbild

Wir spiegeln uns ständig, ob wir wollen oder nicht, in den Augen der Menschen, die uns umgeben und ihr (vermeintlicher) Blick bestimmt unser Wohlbefinden. Ein wertschätzender Umgang mit dem eigenen Körper und mit dem Körper anderer ist somit die effektivste Waffe gegen Bodyshaming. Den Mädchen und Frauen, den Jungs und Männern muss aufgezeigt werden, dass Schönheitsideale variieren. Vielfalt und verschiedene Körperformen, die real sind, müssen in Social Media präsentiert werden. Wir brauchen Menschen, die sich zeigen, wie sie sind, ob mit Kleidergröße 36 oder 46. Wir sollten die Ringe unter den Augen sehen und die Besenreiser an den Beinen. Dies erleichtert die Selbstakzeptanz unseres Körpers.  

Initiativen und Angebote gegen Bodyshaming

Die Fachstelle INFES unterstützt mit:
  • Workshops zu unterschiedlichen Themen rund um Aussehen, Körper und Selbstakzeptanz,
  • niederschwelligen und kostenlosen Erstberatungen mit qualifiziertem Fachpersonal
  • Präventionskampagnen, wie z.B. loveyourself.bz: Auf den Plakaten, auf denen eine Frau sich selbst umarmt, heißt es „Schließ Freundschaft mit deinem Körper, denn Hungern macht nicht glücklich“. Auf der Homepage www.loveyourself.bz ist es möglich, eine sympathisch gestaltete digitale Postkarte an eine Person, der du sagen willst „Ich schätze dich, so wie du bist“ zu schicken.
 
Mit der Body-positivity-Bewegung, die um 2012 ihren Anfang hatte, wollen die Gründerinnen den beleidigenden und diskriminierenden Kommentaren aufgrund des Aussehens entgegenwirken. Mit dem Hashtag #BodyPositivity veröffentlichen sie in sozialen Netzwerken Bilder, die mit dem verbreiteten Schönheitsideal (perfekter Körper Frau – perfekter Körper Mann) brechen. Ziel ist es, den eigenen Körper in Form, Größe und Aussehen zu akzeptieren. Auch Statements wie jene von Lady Gaga und Hilary Duff folgen der Vision dieser Bewegung. Auf selbsterfahrenem Bodyshaming antworteten die Sängerin bzw. Schauspielerin:
 
  • :„[…]ich bin stolz auf meinen Körper und dass solltet ihr auch sein. […] Sei du selbst – ohne Kompromisse. So machen es Gewinner. […]”, so Lady Gaga nach ihrem Auftritt beim US-amerikanischen Super Bowl, wo Follower auf ein Foto mit zahlreichen negative Kommentare („schwabbelig“, „fett“, „schlaff“) antworteten.
  • „Wir sollten unseren Körper nicht nur für sein Aussehen wertschätzen, sondern für all die wunderbaren Dinge, die unser Körper für uns macht – perfekte Bikinifigur hin oder her.“, kommentierte Hilary Duff ihr Bikinifoto.
 
Nicht eine Initiative allein, aber alle zusammen können zu mehr Wohlfühlen im eigenen Körper verhelfen. Der Körper muss nicht gefallen. Ich muss ihm dankbar sein, für all das, was er mir ermöglicht und muss mit ihm Freundschaft schließen. Letztendlich werden wir ein Leben lang zusammen sein.
 
: : Projekt

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