Forschungsprojekt traces

Projekt 1.12.2025 Teilen

Langzeitfolgen sexualisierter Gewalt sichtbar machen

Die Universität Trient, das Forum Prävention, das Frauenmuseum Meran und medica mondiale wurden vom Land Südtirol beauftragt, ein umfassendes Projekt zu den transgenerationalen Langzeitfolgen sexualisierter Gewalt umzusetzen.

Im Forschungsprojekt TRACES (deutsch: Spuren) wurden die Dynamiken untersucht, die entstehen, wenn Erfahrungen sexualisierter Gewalt über Generationen hinweg weiterwirken – beginnend im Vinschgau. Ziel des Projekts ist es, diese Traumadynamiken sichtbar zu machen, das kulturelle Schweigen zu durchbrechen und so einen gesellschaftlichen Wandel hin zu mehr Bewusstsein, Unterstützung und Verantwortung anzustoßen.

Ziel des Gesamtvorhabens ist es, Zusammenhänge zwischen traumatischen Erfahrungen durch sexualisierte Gewalt und deren Weitergabe über Generationen hinweg zu verstehen. Weiters sollen Strategien entwickelt werden, wie man dem Phänomen der sexualisierten Gewalt präventiv begegnen und Enttabuisierung fördern kann

Das Projekt besteht aus drei zentralen Elementen hervorgegangen:
  • die feministisch-partizipative Aktionsforschung traces„TRAnsgenerational ConsEquences of Sexual violence“ im Vinschgau der Universität Trient
  • die Wanderausstellung “Meine Ome, meine Mutter und ich – Spuren sexualisierter Gewalt in Südtirol” des Frauenmuseums Meran
  • Ein Konzept zur Prävention von sexualisierter Gewalt in Südtirol: Theoretische Grundlagen, aktueller Stand und Empfehlungen für die Zukunft des Forum Prävention

Die feministisch-partizipative Aktionsforschung traces – „TRAnsgenerational ConsEquences of Sexual violence“

Die feministisch-partizipative Aktionsforschung traces – „TRAnsgenerational ConsEquences of Sexual violence“

„TRAnsgenerational ConsEquences of Sexual violence“

Die Universität Trient leitete die Aktionsforschung TRACES, die erstmals in Südtirol die transgenerationalen Langzeitfolgen sexualisierter Gewalt gegen Frauen und Mädchen untersucht hat – mit besonderem Fokus auf den Vinschgau. Im Mittelpunkt stand, wie Erfahrungen aus der Nachkriegszeit bis heute in Familien nachwirken und welche Rolle Schweigen, gesellschaftliche Tabus und strukturelle Bedingungen dabei spielen.
Für die Forschung wurden 31 Frauen teilstrukturiert interviewt, deren eigene oder familiäre Gewalterfahrungen über Generationen hinweg wirken. Ergänzend fanden Erinnerungsrunden in Seniorenwohnheimen sowie Zeitzeuginnen- und Expertinneninterviews statt. Die Gespräche wurden von speziell geschulten, traumasensiblen Interviewerinnen durchgeführt, die nach dem stress- und traumasensiblen Ansatz® arbeiteten.
Begleitet wurde das Projekt von Fachkräften aus dem Vinschgau, Vertreter:innen der Zivilgesellschaft sowie einer internationalen Referenzgruppe, die den Prozess beratend unterstützten.
Einige Forschungsergebnisse können in dem Fact-Sheet nachgelesen werden.
 

Konzept zur Prävention von sexualisierter Gewalt in Südtirol: Theoretische Grundlagen, aktueller Stand und Empfehlungen für die Zukunft

Konzept zur Prävention von sexualisierter Gewalt in Südtirol: Theoretische Grundlagen, aktueller Stand und Empfehlungen für die Zukunft

Das Forum Prävention hat im Rahmen von TRACES ein umfassendes Präventionskonzept zur Vermeidung sexualisierter Gewalt entwickelt. Es bildet die Grundlage für eine langfristige gesamtgesellschaftliche Strategie, die verschiedene Fachbereiche, Institutionen und Lebenswelten miteinander verbindet.
Das Konzept macht deutlich: Wirksame Prävention ist keine kurzfristige Maßnahme, sondern eine Investition in die Sicherheit, Gesundheit und Stabilität unserer Gesellschaft. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse, bestehende Angebote und Maßnahmen in Südtirol sowie konkrete Rückmeldungen aus der Praxis zusammengeführt.
Das Ergebnis ist ein Konzept, das Orientierung gibt, Lücken sichtbar macht und neue Wege eröffnet – von Sensibilisierung und Bildung über Unterstützungssysteme bis hin zur politischen Verantwortung.
Das Konzept kann hier runtergeladen werden.

Die Wanderausstellung „Meine Oma, meine Mutter und ich – Spuren sexualisierter Gewalt in Südtirol“

Die Wanderausstellung „Meine Oma, meine Mutter und ich – Spuren sexualisierter Gewalt in Südtirol“

Die Wanderausstellung wurde vom Frauenmuseum Meran in Zusammenarbeit mit den Projektpartnerinnen entwickelt. Sie macht die transgenerationale Weitergabe sexualisierter Gewalt sichtbar und zeigt, wie Erfahrungen von Urgroßmutter, Großmutter, Mutter und Tochter miteinander verwoben sind. Anhand einer fiktiven Familiengeschichte wird deutlich, wie familiäre Dynamiken und patriarchale Strukturen Gewalt fortbestehen lassen und warum gesamtgesellschaftliche Verantwortung notwendig ist. Die Ausstellung vermittelt Forschungsergebnisse für die breite Öffentlichkeit und fördert Prävention, Sensibilisierung und Enttabuisierung. Sie ist als Wanderausstellung konzipiert und kann an verschiedenen Orten gezeigt werden.
Mehr Informationen zur Wanderausstellung unter www.museia.it

Die Abschlusstagung

Die Abschlusstagung

Am 17. November 2025 fand in Meran die Abschlusstagung des Gesamtprojekts TRACES statt, unterstützt vom territorialen Anti-Gewaltnetzwerk Burggrafenamt. Andrea Fleckinger und Barbara Poggio (Universität Trient) präsentierten die zentralen Studienergebnisse und diskutierten diese mit dem Publikum. Monika Hauser (medica mondiale) stellte sexualisierte Gewalt im gesamtpolitischen Kontext der Istanbul-Konvention dar. Die wichtigsten Aspekte des Präventionskonzepts und die nächsten Schritte wurden von Christa Ladurner und Ingrid Kapeller (Forum Prävention) vorgestellt.
Am Nachmittag fanden Workshops mit lokalen und internationalen Expertinnen zu Trauma und geschlechtsspezifischer Gewalt statt. Den Abschluss bildete die Eröffnung der Wanderausstellung „Meine Oma, meine Mutter und ich – Spuren sexualisierter Gewalt in Südtirol“ durch Sigrid Prader im Frauenmuseum Meran.
Die präsentierten Inhalte sind hier zum Download verfügbar.