Und plötzlich grüßt Corona…
Plötzlich und unerwartet war sie da, die Ausnahmesituation. Eine Tatsache, die viel Geduld und Anpassung erfordert aber gleichzeitig Ungewissheit, Unsicherheit und Angst mit sich bringt. Von heute auf morgen Gewohnheiten, Alltagsmechanismen, soziale Kontakte, und Haushaltsfonds umzuorganisieren und gleichzeitig darauf zu achten, die eigenen Bedürfnisse nicht zu kurz kommen zu lassen und Struktur in den Alltag zu bringen stand nun auf der Tagesordnung.
Einfacher geschrieben als getan, schließlich ist jeder Mensch unterschiedlich, schließlich hat jeder Mensch andere Ausgangslagen und schließlich geht dementsprechend auch jede*r unterschiedlich mit dieser Situation um.
Dennoch konnten insgesamt ähnliche Tendenzen im Verhalten der Menschen wahrgenommen werden: Einige erledigen vorsichtshalber Großeinkäufe, andere suchen und teilen möglichst viel Informationen über die Thematik, wiederum andere betonen positive Auswirkungen wie die gewonnene Zeit, die einhergehende Entschleunigung und die Erholung der Natur. Manche finden Beschäftigung in der Beobachtung ihrer Mitmenschen und kontrollieren ob die vorgegebenen Anweisungen auch im eigenen sichtbaren Umkreis eingehalten werden und mehrere werden aus Eigeninitiative durch angebotene Hilfeleistungen aktiv…
Fliehen – kämpfen – sich totstellen
Fakt ist, um zu überleben braucht jeder Mensch Sicherheit und genau dieses Sicherheitsgefühl wird vom Menschen auf unterschiedliche Art und Weise geschaffen. Sich plötzlich und unerwartet in einer Ausnahmesituation zu befinden erzeugt Stress - Stress, mit dem Körper und Geist zurecht zu kommen versuchen. Reaktionen um auf empfundene Gefahrensituationen zu reagieren sind dabei bekanntlich Fliehen, Kämpfen oder sich ‚tot Stellen‘ bzw. Erstarren.
Auch diese Tendenzen wurden, mit ein wenig Vorstellungsvermögen, in der Gesellschaft sichtbar: so zogen sich beispielsweise zunächst einzelne in eigene Berghütten, Ferienhäusern o.Ä. zurück, andere widmeten sich geschwind allfälligen Arbeiten und wiederum andere rannten drei Mal um das eigene Haus um vom Alltagszustand – wenn auch nur zeitbegrenzt – zu entkommen. Einige erleben die Einschränkungen womöglich wie ein Kampf - „Verordnung vs. meine Freiheit“ - und begannen Pläne zu schmieden, eben diese Einschränkungen zu umgehen um den gewohnten Alltag beibehalten zu können. Andere begaben sich auf die eigene Spur der Wahrheit, indem unzählige Verschwörungstheorien genauestens unter die Lupe genommen wurden. Viele sind dabei, für die eigene Zukunft, den eigenen Betrieb, den eigenen Job, die eigenen Kinder und, nicht zu vergessen, das eigene Leben zu kämpfen. Manche wiederum scheinen, wie im Winterschlaf, die ungewöhnliche Situation immer noch nicht wahrhaben zu wollen. Natürlich sind dies nur einige überspitzt geschilderte Beispiele von Beobachtungen, Verhaltensweisen von denen es noch unzählige in den unterschiedlichsten Ausprägungen gibt.
Verständlich, denn Körper und Geist stellen sich bei Vielen auf Überlebensmodus um, sind und waren wir doch in einer Situation, wie nie zuvor.
Ausblick
Nun aber, ist die Situation nicht mehr neu, knapp zwei Monate leben wir in ihr und mit ihr, der eine so – die andere anders. Nun aber ist es an der Zeit, den Überlebensmodus weiterzudenken, einen Ausblick aus dieser Krise für sich zu gestalten.
Erstmals scheint es, dass die ganze Welt unmittelbar betroffen im selben Boot sitzt, eine Krise, die alle - wenn auch auf unterschiedlichsten Ebenen - spürbar miterleben. Dieses Gefühl, gemeinsam über die eigenen (Staats)Grenzen hinaus, ähnliche Herausforderungen bewältigen zu müssen, kann auch eine Chance sein, sich Lücken einzugestehen und bestehende Mechanismen und Systeme nachhaltig und effizient gemeinsam weiterzudenken und weiterzuentwickeln.
Vermehrt wird Bilanz gezogen rund um das eigene Wohlbefinden, was dieses eigentlich ausmacht, wer dieses erhöht, was es erniedrigt und was es bedarf, dieses im Leben zu erhalten bzw. auszubauen.
Erkenntnisse werden zunehmend geschöpft, wie beispielsweise sich für die Dinge, auf die man sich nun am meisten freut, im zukünftigen Alltag bewusster Zeit zu nehmen und sich vielleicht sogar manch andere Gewohnheiten, die in der eingeschränkten Zeit entdeckt wurden, beizubehalten und nicht zuletzt Privilegien in Zukunft wertzuschätzen.